Sonntag, 8. Oktober 2006

(4)

Am nächsten Abend ist unser Doppelkopf-Abend. Wir sind bei Hanne, und es ist schon ziemlich spät, als das Telefon klingelt.

"Hanne...", spricht Hanne in den Hörer?
"...!"
"Das geht nicht! Ich habe schon etwas getrunken. Und, hör zu, Heinrich, das geht generell nicht, ok?"
"-"
"Ok, du auch, tschüß."

Hanne legt den Hörer auf und dreht sich zu uns um:
"Das war Heinrich, dem die Gastwirtschaft gehört. Er sagte", und nun macht sie Heinrichs Redeweise nach: "Hier ist eine Frau Ingelore Sowieso, die möchte gern nach Hause gebracht werden."

...

Die Ampel ist rot, ich halte an. Am Rand des Bürgersteigs stehen zwei Kinder uns starren in den Rinnstein. Was gibt es dort zu sehen? Meine Augen folgen ihrem Blick und sehen das tote Eichhörnchen.

Die Kinder rühren sich nicht. In ihren Gesichtern lese ich: Unglauben, Entsetzen, Trauer, Unverständnis, Verwirrung, Angst, Mitgefühl, Verblüffung, Fragen, Schmerz, Neugier.

Einen Moment lang fühle ich das gesamte Leid der Welt.

Gib dem Schicksal eine Chance

"Kreisstadt im Lotto-Fieber" lautet die Schlagzeile unseres lokalen Blättchens.

All meine Nachbarn waren am Samstag noch in der Lotto-Annahmestelle und haben mir erzählt, wie lange sie warten mussten, und bis zu welcher Hausnummer die Schlange reichte.

Ich staune nicht, dass 35 Millionen verlockend sind. Aber um so mehr bin ich verwundert, dass eine einzige Million so viele Leute nicht lockt. Ich kann nicht erkennen, dass meine Nachbarn so anders situiert sind als ich - warum interessiert sie die eine Million nicht, die 35 aber sehr?

Spräche die Wahrscheinlichkeitsrechnung nicht so hoffnungslos gegen mich, dann würde mich jedenfalls auch schon viel weniger als nur eine Million interessieren. So aber lässt mich die eine genau so kalt wie die 35. Ich bin die einzige aus dem Dorf die keinen Lottoschein abgegeben hat.

Dabei kann das Lottospiel durchaus rentabel sein, wenn man nur ein wenig bescheiden ist! Ich bin sehr zufrieden mit dem Lottospiel. Ich gewinne jede Woche. Meinen Einsatz. Indem ich nicht mitspiele. Wie teuer ist der Einsatz, zwei Euro?

Nun, dann habe ich in den letzten zwanzig Jahren schon über 20000 Euro gewonnen. Da kann man nicht meckern. Ich bin zufrieden.

Gib dem Schicksal eine Chance II

In dieses Café gehe ich echt nicht mehr. Nie hat man seine Ruhe. Immer sitzen irgendwelche Nervensägen am Nebentisch.
Heute sind's drei nicht mehr ganz junge Damen, denen noch jetzt im Oktober das nackte Hüftfleisch über den Jeansrand quillt und ein Mann, ebenfalls in Jeans, aber mit bedeckten Hüften.


Die drei Frauen beugen sich über eine Illustrierte. "Zeig mal her! Was steht bei mir! Lies mal vor! Ich bin Zwilling!"

"Sie werden eine neue Bekanntschaft machen, die frischen Wind in ihr Leben bringt."

"Ohhh! Die meinen Heinz, wetten? Den hab' ich am Wochenende in der Kneipe kennengelernt."

"Was hast'n du für'n Sternzeichen, Achim?"

"Ach lass mich doch in Ruhe mit die Scheiß Horoskope. Ich glaub da nich mehr dran. Immer steht da: Montag, toller Tag! Tolle Frau! Tolle Begegnung! Und was is dann Montag? Nix! Wieder nur im Bett gelegen vorm Fernseher!"

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